[Drei Frauen]

Maksym Melnyk | Deutschland 2022


Als er von dem kleinen Dorf Stuschyzja erfährt, das im Dreiländereck Slowakei–Polen–Ukraine liegt, reist der Regisseur mit seinem Team und der Kamera hin, um es zu erkunden. Doch die erste ältere Dame, der sie begegnen, will mürrisch nicht gefilmt werden: Es ist ukrainischer Boden, aber jenseits der Grenzen haben die Menschen bestimmt die gleichen Probleme wie sie hier, – da ist sie sich sicher.


Filmbild aus Drei Frauen ©Maksym Melnyk | Deutschland 2022
Filmbild aus Drei Frauen ©Maksym Melnyk | Deutschland 2022

Die Bedeutung von unabhängig

Die zweite Frau versucht, ihr Auto wieder zum Fahren zu bewegen. Sie ist Wissenschaftlerin im National Park und erkundet das Territorium. Viele verlassene Häuser stehen hier: Verstaubte Familienbilder zeugen von Menschen, die den Ort in Eile verlassen haben. Sie seufzt: Ohne die Bereitschaft von ihrem Fahrzeug fühlt sie sich auch immer sehr verlassen. Und auch die dritte Frau im Bunde hat allen Grund zu seufzen: Sie arbeitet in dem einzigen Postbüro des Ortes, von dem alle sicher sind, dass es bald geschlossen werden wird. In der Zeit der Dreharbeiten finden Wahlen in der Ukraine statt und der Name Selenskyj fällt am häufigsten. Die Älteren unterhalten sich darüber: Vielleicht brauchen sie sich ab jetzt nicht mehr zu sorgen?

FAZIT

Der studentische Film zeigt die Zeit davor, vor dem Angriffskrieg in der Ukraine, mit ruhigen Natur-Einstellungen des Landlebens. Oft werden die Hauptfiguren in einer fast poetischen Umgebung gezeigt, mit harmonischen Tönen und friedlichen Geräusche. Und doch sind die Untertöne der Frauen im dritten Lebensabschnitt kritisch: Stets ist eine Facette zwischen Freiheit und Einsamkeit bei ihnen zu spüren. Mal nachdenklich, mal übermütig – und immer auch politisch. Nebenbei zeigt der Regisseur, wie respektvoll sich das Filmteam von dem ersten Aufeinandertreffen bis zu einer freundschaftlichen Verbundenheit entlang hangelt und so auch ein wesentlich strukturgebende roter Faden ist.



«Drei Frauen» lief auf dem DOK.film München 2022 – und war hier nominiert für den Student Award – sowie auf dem DOK Leipzig 2022, wo er mit dem Publikumspreis im Bereich Dokumentation und dem DEFA-Förderpreis für die beste deutsche Dokumentation ausgezeichnet wurde.


© Tina Waldeck 2022