[Achshav at ahat mishelanu (One of Us Now)]

Maya Steinberg | Deutschland 2022


Stimmengemurmel vor schwarzem Bild. Die Frau hinter der Kamera wird direkt angesprochen und erklärt auf Englisch, dass sie einen Film über Rabbi Shimon dreht. „Es ist schwer (hier wieder fort) zu gehen“, erklärt der ihr fremde Mann. Was bedeutet es, religiös zu sein? Wenn sie zurück nach Hause geht, wird sie nicht mehr die Gleiche sein, prophezeit er ihr. Sie soll nicht den Einfluss von Rabbi Shimon unterschätzen.

Vielleicht wird sie die Motivationsgründe verstehen?

In einer Texteinblendung erklärt sie, wie ihr Vater vor 15 Jahren ein religiöser Jude wurde, – und sein Umfeld davon schockiert gewesen ist. Der Film ist der erste wirkliche Berührungspunkt, den seine Tochter mit dem Thema hat. Ihren Vater wird sie dabei nicht filmen, aber einen Platz, der für seine religiöse Reise von großer Bedeutung war: das Grab von Rabbi Shimon Bar Yochai in Mount Meron, Israel. Die Oma wettert beim Videocall, dass die Enkelin sich dort wenigstens einen Mann suchen könnte und diese lächelt: Sie hat eine Partnerin, aber dies wissen ihre Großeltern nicht. Über das „Queer-Sein“ hat sie mit der Familie nie gesprochen.


Filmbild aus Achshav at ahat mishelanu (One of Us Now) ©Maya Steinberg | Deutschland 2022
Filmbild aus Achshav at ahat mishelanu (One of Us Now) ©Maya Steinberg | Deutschland 2022

FAZIT

Welcher Pfad fühlt sich für einen selbst wie zu Hause an, ohne einzuengen oder einzuschränken? Fragmentarisch und ohne eine bestimmte chronologische Reihenfolge entschlüsselt Maya Steinberg nach und nach ihre Geschichte in Verbindung mit der ihres Vaters – und versucht dabei behutsam einen ganz eigenen Weg zu finden. Es entsteht eine faszinierende Dichte voller Kontraste in den Zwischentönen.



«Achshav at ahat mishelanu» (One of Us Now) lief auf dem DOK.Leipzig im Deutschen Wettbewerb Kurzfilm 2022.


© Tina Waldeck 2022