[Sprich mit mir]

Janin Halisch | Deutschland 2022


Ein Mann schaufelt Sand in eine Schubkarre, während eine junge Frau ihn durch den Bauzaun beobachtet. Erst als sie sich umdreht und geht, schaut er ihr hinterher. Karo schließt die Tür einer Wohnung auf und legt sich zu ihrem Freund ins Bett. Dieser wird wach und rutscht zu ihr, doch sie unterbrechen den Sex: Er beklagt sich, dass sie nicht feucht genug ist. Warum schläft sie mit ihm, wenn sie es eigentlich gar nicht will? Zusammengekauert sitzt Karo auf der Toilette, während die Geräusche vermitteln, dass er nicht nur beleidigt die Wohnung verlassen hat.

Wortlos aneinander vorbei

In einem Kaufhaus besucht Karo eine Friseurin: Ihrer Mutter. Diese hat für beide eine Woche Urlaub gebucht. Ihre Tochter reagiert gereizt, denn sie hätte mit ihr ruhig mal vorher darüber sprechen können. Die Ostsee ist kein Meer, sondern hier liegen Altlasten: Das letzte Mal, als die Mutter dort gewesen ist, hat ihre Tochter hineingepinkelt und ihr Ex-Mann betrunken gegen einen Baum gekotzt. Nun schwelgt sie am Pool des Hotels und aus der Distanz heraus über die Vergangenheit. Karo ist peinlich berührt, als sich Michaela nackt auszieht, – manchmal ist sie ein richtiger Wessi, verdreht diese die Augen. Da kommen ein Vater und seine Teenager-Tochter im gleichen Alter hinzu – und schnell definieren sich die beiden als „das Sehnsuchtsbild“ von Karo: Aber ist es wirklich eine heile Welt zwischen Jochen und Marie, auch wenn kein Bauzaun zwischen ihnen ist?


Filmbild aus Sprich mit mir ©Janin Halisch | Deutschland 2022
Filmbild aus Sprich mit mir ©Janin Halisch | Deutschland 2022

Fazit

Zwischen dem intensiven Soundtrack schimmern in dem Film die unerfüllten Bedürfnisse zwischen Missverständnissen und nicht ausgesprochenen Problemen hindurch. Es gilt einerseits die Grenzen in den alltäglichen kleinen Momenten zu überbrücken oder auch die eigenen Grenzen als Selbstschutz aufrecht zu halten. Und zwischen den kleinen und großen Belastungen gibt es sie trotzdem auch: die kleinen unbeschwerten Lichtschimmer. Die Alltäglichkeit realistisch einzufangen, das gelingt auf eine wunderbare, bodenständige Art und Weise, – in die sich viele einfühlen werden können. Ein Straucheln zwischen den Beziehungen, mit dem Verlangen nach Nähe – und danach, einfach gebraucht, geliebt und beachtet zu werden.



»Sprich mit mir« hatte die Uraufführung auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 in Saarbrücken und Alina Stiegler konnte den Preis als Beste Schauspielnachwuchs-Darstellerin für sich gewinnen.


© Tina Waldeck 2023