[Sughra and her Sons]

Ilgar Najaf | Aserbaidschan 2021


Der Klang einer Geige zieht wehmütig durch die verbrannten Ruinen. Mehrere Jungen schleichen vorsichtig durch diesen makabren Spielplatz. Da schreit einer von ihnen „für das Vaterland und für Stalin“ und alle rennen, mit den Pistolen in ihren Händen, schreiend davon.

Die Normalität des Krieges?

Die Fensterscheiben der letzten noch stehenden Häuser werden mit Steinen eingeworfen und besorgt schaut der Lehrer hinaus. Streng befragt er die Jungen, – die vor ihm in Reih und Glied stehen, – wer geworfen hat. Die Beine treten ein Stück zur Seite und einer steht allein. Der Junge entschuldigt sich: ein Versehen. So wird ihm vergeben, weil er es zugegeben hat, versucht der Lehrer ein gütiges Vorbild zu sein. Doch mit diesen Erziehungsmethoden steht auch er allein. Zufrieden geht der Junge nach Hause, wo der Fokus von nun an auf seiner Familie liegen wird.


Filmbild aus Sughra and her Sons ©Ilgar Najaf | Aserbaidschan 2021
Filmbild aus Sughra and her Sons ©Ilgar Najaf | Aserbaidschan 2021
Filmbild aus Sughra and her Sons ©Ilgar Najaf | Aserbaidschan 2021
Filmbild aus Sughra and her Sons ©Ilgar Najaf | Aserbaidschan 2021

Fazit

Moralische Zeigefinger vermeidend, trägt Regisseur Ilgar Najaf die schon von Beginn an eingeführte Poesie durch die (Film)Zeit, an deren Schluchten nicht nur die Esel sich entlang kämpfen müssen. Behutsam dringt der Film immer tiefer in die menschlichen Abgründe und zeigt vielfältige Facetten der Kriegsauswirkungen: Menschen, die manipulieren, „Kriegsprofiteure“ und die Leidtragende werden in Beziehungen – als voneinander abhängige Gemeinschaft in dem kleinen Dorf – eingerahmt in eine Landschaft, die stolz erduldet, ungehört ermahnt und in Erinnerungen schwelt. Eine bildgewaltige und stolze Wehmut.



»Sughra and her sons« lief 2021 auf dem Filmfestival Cottbus in der Sektion Wettbewerb Spielfilm.


© Tina Waldeck 2021