[Trübe Wolken]

Christian Schäfer | Deutschland 2021


„Magst du mein Guide sein?“

Paul ist ein undurchsichtiger Einzelgänger und geht oft seine eigenen Wege. Abends sitzt er mit seinen Eltern und dem kleinen Bruder Silas am Tisch: typisch pubertäre Diskussionen und eine genervte Stimmung in altmodischer Atmosphäre. Da kommt David neu in seine Schule: Spannend anders, im Berliner Outfit und mit Künstler-WG-Ambitionen, fragt er Paul nach dem Schwimmen im Sportverein, ob dieser ihm nicht etwas von der Gegend zeigen will. Seine Mutter hat „nach ihrem letzten Lebensabschnittsgefährten einen Provinzfetisch entwickelt“: Er braucht Bewegung, aber nicht „mit diesem spießigen Wanderverein“. Sie lächeln sich verständnisvoll an. Das Bedürfnis nach Freiheit, gepaart mit Nähe und Distanzproblemen. Subtile (sexuelle) Aggression liegt wie ein Flirren in der Luft: Denn da gibt es auch noch Dala in der Theatergruppe, um die auch Poser Max wirbt.


Filmbild aus Trübe Wolken ©Christian Schäfer | Deutschland 2021
Filmbild aus Trübe Wolken ©Christian Schäfer | Deutschland 2021
Filmbild aus Trübe Wolken ©Christian Schäfer | Deutschland 2021
Filmbild aus Trübe Wolken ©Christian Schäfer | Deutschland 2021

Fazit

Oft wird das Motiv des Voyeurs aufgegriffen: im Beobachten der nackten Körper, beim Schwimmen oder unter der Dusche sowie dem verdeckten Fotografieren. Sexuelle Lust mit einem durchgehenden Herantasten an Fremden: In seiner Anspannung bekommt Paul in der Inszenierung genauso viele verschiedene Zuschreibungen wie Dala, die nach einer Bemerkung im Film „als ein leeres Gefäß auf der Bühne um Ausfüllung bettelt“. Rebellische Provokation, – auch in so manchen Aussagen des mit vielen Nebensträngen verflochtenen Drehbuches. Die bewussten Leerstellen und stetig unbehaglichen Bedrohlichkeiten im Film erhalten die Spannungen auch bei den Zuschauenden: in einem gelungenen und komplexen Coming of Age Psychothriller.



»Trübe Wolken« lief auf dem Filmfestival Cottbus 2021 in der Sektion U18 WETTBEWERB JUGENDFILM und wurde dort vom Max Ophüls Preis 2021 präsentiert: Hier erhielt Jonas Holdenrieder (Paul) schon im Januar die Auszeichnung als „Bester Schauspielernachwuchs“. Gefördert wurde der Film durch HessenFilm und Medien und der Film und Medienstiftung NRW.


© Tina Waldeck 2021